Unter der Erde


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Auslöffeln



Schon wieder der heilige Geist, der olle Suppenkaspar. Warten richtet Galgen, Tatkraft kann das aber auch. Haus vom Nikol, aus die Maus, unter der Skyline, drüber wartet: die Blume, der gefallene Blauwal. Sein Aufschlag bedeutet uns den Tod: Kernspaltung.







Chop Suey



Raus hier, die Bodenkante abwärts dem zielhaften Fall, Prall! In Deckung!, in Deckung, das Nichts der Welt gibt Rückendeckung, tragende Pfeiler, die große Entscheidung! Lasst mich ..







Abwasser



Das Abwasser fließt in eine Parallelwelt, alle Menschenmusik passt in einen Blumentopf, der doch fällt, die doch bricht, und doch: es ändert nichts an ihrer Existenz, darum auch immer mal wieder ein Haus vom Nikolaus, Strich Hand, geh - die - Linie - ab, Regelmaß, aus dem Rahmen brechen geht nicht ohne Sterben, durch die Rippen schleicht sich der Geist, die durstige Seele, vom Abwasser zur Dunkelheit zu trinken.







Zwischen der Kirche



Dorfplatz, Taubenkot, der heilige Geist dort oben, wohin die Gotenkirchen weisen, Reich Gottes grenzt an den Kirchenvorplatz, durchs Dachfenster betrachtet wirken die Menschen unten klein; gibt keine Blumen zu pflücken auf dem Backsteinpflaster. Kopf ins Genick, Staunen, sakrisch profan, das Blau dort oben, Ikonen, der zeigende Finger, Fialen, alles menschenkleine Streben. Orientierung! Orientierung!







Der Papagei



Piratensegel, Kanonenkugel. Käptn Rotbart, pinke Totemmütze gibt Kommando. Jungfrau, Steuermann, alte Knochen, Ziel am Horizont, Sprungschanzenwellen, starker Mast, hisst die Flagge!, und ne Buddel voll Rum.







Seegefecht (Bug)



Wellenschaum Fahrtwind Bug Kielholen, Fahrtwind in den Segeln, Fischschwarmgestöber, Fischperspektive im Wellenkamm von unten auf das Holz, das nur langsam morscht, taucht, fasst die große See, Flutschwung, Steuerbord. Flammendes Kanonenfeuer stört den Fischschwarm nicht, unter Wasser dumpfer Klang, hohles Feuer, verhallt auf des Ozeans Oberfläche, flammendes Holz erlischt, sinkt im Blau.







Weltrand



Weltrand, Verstandesrand, Wasserfall ins Unten des Universums, die Schiffe versinken am Horizont, geht über die Kante Kippe Fallplätschern ins Nichts nach dem Universumsrand. Die Sonne unterm Himmel, einigermaßen gefestigt steht und bleibt, weilt das Dorf, die Felder, Herbsternte, Glockenschlag am Marktplatz, stille Dächerlandschaft neigt sich mit dem Blick.







Heimeligkeit



Im See gibt es jetzt einen Zeigepunkt. Zwischen den Gewittern ist es draußen Nacht geworden, ich habe die Haustüre offen stehen gelassen, mal noch schauen, wie viel Wasser sich in der Regentonne gesammelt hat. Die Blume bleibt draußen wachen, sie ist mit draußen fest verwurzelt, weiter Blick: Kurz überm Horizont bereits der Regen, bald regnet es wieder Sonne, der Brennball, bis der letzte Tropfen taut. Ich werde alles notieren, sitze schauend, schauernd am runden Fenster und sehne nach dem Wiesenfrisch, Wind weht hoch die Hauswand, schwarzes Gras, dunkle Erde in tiefer Nacht. Ahnung vom Tagesanbruch.







Die Reihe "Unter der Erde":

Dieser Text bezieht sich auf die Reihe als solche und ganze, während sich die Texte unter den Bildern jeweils speziell auf diese beziehen. Die Bilder sind Negative (d.h. die Farben sind invertiert) von Ausschnitten von Bildern aus den Reihen "Heimeligkeiten" (in erster Linie) und "Reizflut" (auch, aber nicht in erster Linie, weil die Bilder der Reihe "Reizflut" meist nicht farbige sind). Ich habe lange gebraucht, mich zu der Reihe zu überwinden, die Ursache dafür war vor allem die Angst um die Originalität der Bilder der Reihe "Heimeligkeiten". Dazu sei gesagt: Die Bilder der Reihe "Unter der Erde" sind völlig eigenständige Werke, so wie auch die Bilder der Reihe "Heimeligkeiten" jeweils völlig eigenständige Werke sind, die alle keine wirkliche, nicht-digitale, anfassbare Entsprechung auf Papier haben. Ihnen allen liegt zwar eine Zeichnung zugrunde, die mit wirklichen Stiften auf Papier gefertigt wurde, diese jedoch ist wiederum ein eigenständiges Werk, welches im Falle der "Heimeligkeiten" hier nicht ausgestellt wird, sondern lediglich eine Weiterverarbeitung, die ein eigenes Bild ist. Der letzte Bearbeitungsschritt dieser Bilder erfolgte durch Bildbearbeitungsprogramme, was sowieso notwendigerweise geschehen muss, wenn man ein Bild digitalisiert. Darum also habe ich mich schließlich dazu entschlossen, mich nicht (bewiesenermaßen) unnötig einzuschränken, mir dort keinen Zwang aufzuerlegen, wo die Möglichkeit besteht, etwas zu schaffen, was mir gefällt. Es ist möglich bei den digitalen Bildern von Originalen zu sprechen, während ihnen trotzdem ein anderes Original zugrundeliegt. Drucke der digital vorliegenden Bilder sind allerdings so lange keine Originale, bis sie von mir als solche autorisiert wurden, doch hier gewinnt die Frage zu viel an Umfang.
Der Titel der Reihe erklärt sich in der folgenden Weise:
Die Bilder sind Erinnerungen eines toten Trinkers, der zuvor eine Ausstellung (beispielsweise meine Web-Seite) meiner Zeichnungen besucht hat. Er kann sich dabei vor allem an die Bilder der Reihe "Heimeligkeiten" erinnern, jedoch nur an diejenigen Ausschnitte der Bilder, die sich ihm besonders eingeprägt haben. Während er sich an die Form in den Bildern (die Linien), die die Bilder eigentlich kostituieren, sehr genau erinnern kann, ist seine Farberinnerung etwas durcheinander gekommen. Dass die Bilder in der Erinnerung eines Toten, der unter der Erde liegt, nicht exakt dem entsprechen, woran sie erinnern, nämlich die Originale, die ihnen zugrundeliegen, ist, denke ich, leicht nachvollziehbar. Dass es sich bei eben diesen Erinnerungen jedoch wiederum um Originale, nämlich als die Erinnerungen, handelt, auch das dürfte nun einzusehen sein.


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right
Es sei denn ...